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Monotheistische Weltreligionen

Alter Glauben
Warum bin ich stolzer "Heide" und der nordischen Mytologie anhängig?
Lese den Artikel und urteile selbst.

Der Glaube braucht den Unglauben
Spiegel Kolumne - Danke für die Genehmigung zur Übernahme.

Die monotheistischen Religionen ( Juden , Christen, Muslims ) sind auf Gewalt gebaut. Das fängt  schon ganz am Anfang an: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.  Rumms.  

Dieser Gott also, der den Menschen so sehr misstraut, dass er ihnen die  Vernunft verbietet; dieser Gott, der sein Volk ewig durch die Wüste  irren lässt; dieser Gott, in dessen Namen gemordet und gemetzelt wird.  

Dieser Gott, der mit Hiob seinen üblen Spaß treibt und ihm dann noch  sagt, was für ein Nichtsnutz er ist im Vergleich zu ihm; dieser Gott,  der die Sünde erfindet, damit er die Vergebung versprechen kann; dieser  Gott, der schließlich seinen Sohn opfert und die Liebe predigt, aber  irgendwie nimmt man es ihm da schon nicht mehr ab.
 

Dieser Gott, der wieder und wieder sagt und grollt und schmollt wie  ein verzogenes Kind, dass er allein herrschen will, und niemanden neben  sich duldet und schon gar nicht den Menschen: Nach innen fordert er  Gehorsam, dieser Gott, nach außen sucht er Gegner.
 
Denn Gegner geben Legitimität: Seht her, ihr braucht mich, um euch zu  beschützen. Und so findet sich Gott im Krieg, nicht nur im Alten  Testament - die Bibel endet bekanntlich gewaltig und gewalttätig mit der Offenbarung des Johannes.
 
"Und wer da überwindet und hält meine Werke bis ans Ende", heißt es  da, "dem will ich Macht geben über die Heiden, und er soll sie weiden  mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäße soll er sie  zerschmeißen, wie ich von meinem Vater empfangen habe; und ich will ihm  geben den Morgenstern."
 

Die Welt geteilt in Die und Wir
 
Der Glaube braucht die Feinde, das ist das älteste Mittel aller  Herrschaft, es suggeriert Sinn, es sorgt für Zusammenhalt, es teilt die  Welt in Die und Wir. Der Glauben braucht diese Verzerrung der Welt, er  braucht ein System von Wahrheiten, das unabhängig von den Wahrheiten  anderer oder gar aller Menschen existiert.
 
Der Glaube braucht, wenigstens ursprünglich, auch den Unglauben - und  wer Menschen so einteilt, der will, dass sie sich misstrauen, dass sie  sich hassen, dass sie sich bekämpfen.
 
Die Stabilität des monotheistischen Glaubenssystems beruht damit auf  der Instabilität der Welt: Es ist ein Paradox, dass der Mensch sich  einen Gott erfand, um Ordnung zu schaffen, und dadurch Unordnung  anrichtete.
 
In vielem, das zeigt das Alte Testament, spiegeln sich weltliche  Konflikte in religiöser Überhöhung; in vielem, das zeigt die neuere  Zeit, sorgt die religiöse Überhöhung für weltliche Konflikte. Und so ist  es ein Eskalationsdomino, das im Glauben selbst angelegt ist und die  Welt durchfährt - die Gabe Gottes an den Menschen war die Angst, er  dankte es ihm mit Abhängigkeit.
 
Jesus als Bedrohung
 
Auch Jesus  gehört in diesen kriegerischen Zusammenhang, auch Jesus war ein  Krieger, ein Krieger der Worte vielleicht, aber auf jeden Fall eine  Bedrohung, die groß genug war, dass die Römer ihn hinrichten ließen.
 
Einen "eifernden Revolutionär" nennt ihn der iranisch-amerikanische  Religionswissenschaftler Reza Aslan in seinem Buch über Jesus - es sei  klar, dass ein messianischer Wanderprediger, der das "Königreich Gottes"  ausrief, automatisch als Widerständler gegen die römische Besatzung  gesehen wurde.
 
Aber das ist ja nicht der Jesus, der an Ostern gefeiert wird, Jesus,  der Terrorist. An Ostern wird ein Jesus gefeiert, der reingewaschen ist,  der von seiner Geschichte und der Geschichte seiner Zeit befreit ist  und damit auch von der Gewalt, die er repräsentiert, der Gewalt, die von  ihm ausgeht.
 
Wie das passierte, wie aus einer Botschaft der Bedrohung und des  Umsturzes eine Botschaft der Liebe und der Versöhnung wurde, das hat  gerade der französische Schriftsteller Emmanuel Carrère in seinem gerade  erschienenem, faszinierenden Buch "Das Reich Gottes" beschrieben.
 
Alles begann, so Carrère, mit einer Verdrehung der Wahrheit, man  könnte auch sagen, es begann mit einer Lüge: Weil die Evangelisten, die  die Geschichte von Jesus erzählten, verdichteten, erfanden, "entgegen  der historischen Wirklichkeit beschlossen hatten, Jesus als  Widerständler gegen die jüdische Religion und nicht gegen die römische  Besatzung darzustellen".
 
Es war, anders gesagt, die Erfindung des Christentums aus dem Geist des Antisemitismus.  Der Grund war einfach: Ein "Che Guevara"-Jesus, wie Carrère ihn nennt,  wäre immer ein Hindernis gewesen, wenn man eine Kirche auf ihn bauen  wollte. Und das wollte speziell Paulus, den Carrère als den eigentlichen  Erfinder des Christentums schildert, wie es von Kreuzigung und  Auferstehung so österlich geprägt ist. Und Paulus wusste das.
 
Also suchte er sich in seiner Nacherzählung der Ereignis andere  Schuldige für den Tod Jesu am Kreuz - und er fand die Juden, die den  Juden Jesus hingerichtet hätten.
 
Der Kreis der Macht und der Gewalt
 
Es war ein genialer, gemeiner Coup - denn "Jesus, der drei  Jahrhunderte zuvor als König der Juden gescheitert war, wurde der König  von allen, außer von den Juden".
 
Und hier schließt sich der Kreis der Macht und der Gewalt: Der Mann  Jesus, der den Staat sprengen wollte, weil er ihn ablehnte, wurde zu dem  Mann, der dem Staat die Religion lieferte, auf die er seine Macht  begründen konnte.  

Es bleibt eine krumme Geschichte, durchdrungen von der  monotheistischen Mechanik der Ausschließlichkeit und des spirituellen  Egoismus - von beiden, von der Seite eines Gottes, der wütet und tötet,  wenn es Nebenbuhler gibt, und von Seiten der Gläubigen, die wüten und  töten, wenn sie Menschen freien Willens treffen.
 
"Herr erbarme dich", so tönt es aus dem Radio, Musik wie ein Dom,  hoch ragt das Leiden auf. Diese Religion braucht den Tod, sie feiert  ihn, sie verspricht etwas dafür: "Christus ist mein Leben, Sterben ist  mein Gewinn."


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